Sonntag, 28. Dezember 2014

Leseprozess: Der Ausweg, Osten, Antwort an die Äbtissin, Ein Beitrag zur Debatte, Wie ich log und starb, In Gefahr

Draussen regnet es obwohl es schneien sollte, Wind fegt durch die Landschaft und nichts anständiges im Fernsehprogramm. Die perfekte Ausgangslage um das Buch fertigzulesen! Zwar sind es noch 6 Kapitel und um die 130 Seiten doch es ist machbar.
Also fläze ich mich auf das Wohnzimmersofa und beginne zu lesen.

Die Konzentration ist von Anfang an da und die Seiten erinnern mich immer wieder an die vorherigen. Immer wieder tauchen die gleichen Personen auf, allen voran Leo Richter. Das Buch könnte vielleicht hauptsächlich auf Leo Richter basieren, so oft kommt er vor. Je mehr Zusammenhänge ich in diesem Buch feststellen kann, desto mehr Spass macht mir das Lesen und auch die Kapitel finde ich spannender. Unglaublich wie schnell sich das Buch plötzlich lesen lässt. Die Geschichte Osten fesselt mich sogar ein bisschen und ich male mir aus, wie ich wohl in der Situation der armen Journalistin handeln würde.
Einzig und allein das Kapitel Ein Beitrag zur Debatte nervt mich aufgrund der Sprache ein wenig. Es ist sehr direkt geschrieben, womit der Autor wahrscheinlich eine kleine Abwechslung reinbringen möchte, doch der Stil sagt mir leider überhaupt nicht zu.
Im Gegensatz zu den vorherigen Geschichten finde ich die Wortwahl in diesen Kapiteln etwas "höher" und die Sätze sehr schön ausformuliert. Jedoch verzichtet Kehlmann auf allzu viele Details und erlaubt somit eine Menge Interpretationsfreiheiten. Somit kann man sich einen eigenen Film im Kopf zusammenwürfeln.
Was sehr bemerkenswert ist, sind die verschiedenen Orte an denen die Handlungen stattfinden.
Während die eine Geschichte im fernen Osten spielt, ist Dreh- und Angelpunkt der anderen in Hannover und eine andere findet wiederum in einem Kriegsgebiet statt.
Das letzte Kapitel hat ein wenig zu wenig Inhalt, was für ein abschliessendes Kapitel jedoch nicht weiter tragisch ist, da es vor allem einen aufschliessenden Effekt hat und die Zusammenhänge zwischen allen Kapiteln nochmals verdeutlicht.
Durch die letzten beiden Kapitel erkennt man sehr stark den Sinn bzw. den "roten Faden" in diesem Buch.
Als ich die letzte Seite fertiggelesen habe, schlage ich das Buch zu und freue mich, dass ich die Lektüre bewältigt habe. Trotz eines relativ zähen Anfangs, konnte ich bis zum Schluss hin doch einige gute Textstellen finden die mir gefallen haben.

3 Kommentare:

  1. Schön, dass du dem Buch doch noch etwas abgewinnen konntest :-)
    Welche Szenen sind es genau, die dich gefesselt haben? Was konnte deine Meinung ändern? Kannst du noch etwas konkreter werden, was du mit dem "Sinn des Buches", "wenig Inhalt", den "guten Textstellen" etc. meinst? Je spezififscher, desto besser bzw. spannender für den Leser ;)

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  2. Besonders gefesselt hat mich die Szene im Kapitel "Osten" bei der die Journalistin vergebens auf den Bus warten muss und dann alleine durch das fremde Land irrt.
    Das letzte Kapitel wirkt für mich, als würde der Autor nur nochmals viele Personen, die schonmal vorgekommen sind, erwähnen wollen. Inhaltlich gibt es jedoch nicht allzu viel, da wirklich nicht viel passiert. Jedoch wird genau durch diese Personenaufführung deutlich gemacht, dass die Geschichten Zusammenhänge haben und insgesamt eine einzelne Geschichte ergeben.
    Mit den guten Textstellen meine ich zum Beispiel eine Anspielung auf ein anderes literarisches Werk. Zum Beispiel erinnert mich Manuel Auristos Blancos an Paolo Coelho. :-)

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  3. Du sagst, dich nerve die Sprache in "Ein Beitrag zur Debatte". Ich wage mich anzunehmen, dass du so empfindest, wegen den fehlenden Präpositionen und dem beinahe übertriebenen Gebrauch von englischen Wörtern, trotz deutscher Literatur. Doch könnte es nicht Absicht gewesen sein, weil es sich bei dieser Geschichte um einen endlos langen Post von Mollwitz handelt? Das würde dann gleich auch erklären, weshalb er bei der Arbeit so viel Zeit braucht für seine Posts- er geht ja auch überspitzt ins Detail! Ist das der Einfluss vom Autor auf den Erzähler, damit der Inhalt für den Leser genug informativ ist oder hat Mollwitz (der Erzähler) immer solche Mühe sich kurz zu fassen?
    Zurück zur "komischen" Sprache: Ich glaube, dass die Sprache auch den Charakter der Figur noch etwas intensiviert. Er hat ja immer gleich Panik, wenn er bei einer Diskussion nicht von Anfang an dabei ist, dass er etwas verpassen würde. Und auch in seinem Post merkt man, dass er mit dem Auslassen von Wörtern versucht möglichst schnell zu erzählen, damit ihm auch ja keiner zuvorkommen könnte. Der Gebrauch von den vielen englischen Wörtern könnte auch noch ein Hinweis darauf sein, dass er viel Zeit im Internet verbringt und natürlich, dass er im Internet schreibt.

    Allgemein ist mir aufgefallen, dass du sehr viel Wert legst auf die Wortwahl. Wieso ist das so? Was hast du bezüglich Schreibstil anders erwartet? Gibt es einen Autor, der genau nach deinem Geschmack schreibt, mit welchem du alle anderen vergleichst? Wenn ja, wer?

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